Verdienstmöglichkeiten in Deutschland

Verdienstmöglichkeiten in Deutschland

Beachten Sie, dass im Arbeitsvertrag immer das monatliche Bruttogehalt verankert wird. Von diesem Gehalt werden noch Sozialabgaben und Steuern automatisch abgezogen, bevor Sie das Geld ausgezahlt bekommen. Sie erhalten also nicht „bar auf die Hand,“ was in ihrem Vertrag steht, sondern ungefähr 30-40 % weniger. Wie viele Sozialabgaben von Ihrem Bruttolohn abgezogen werden, hängt davon ab, ob Sie Kinder haben und bei welcher Krankenkasse Sie versichert sind. Der Lohnsteuerabzug richtet sich nach Ihrem Familienstand und der Höhe Ihres Gehaltes.

Grundsätzlich sind nur kurzfristige (maximal 3 Monate bzw. 70 Arbeitstage pro Kalenderjahr) und geringfügige Beschäftigungen (bis zu 538€ pro Monat) sozialversicherungsfrei. Eine kurzfristige Beschäftigung lohnt sich vor allem für ausländische Mitarbeiter, die im Saisongeschäft tätig werden, also zum Beispiel als Erntehelfer oder in der Tourismusbranche. Lohnsteuer fällt dennoch an, jedoch gibt es hier unterschiedliche Möglichkeiten, in welcher Form diese abgeführt wird. Häufig führt der Arbeitgeber bei solchen Beschäftigungen eine pauschalierte Lohnsteuer ab.

Bei einer normalen, sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung werden von Ihrem Bruttogehalt gerundet 7,5% für die Krankenversicherung, circa 2,5 % für die Pflegeversicherung, 1,3% für die Arbeitslosenversicherung und fast 10% für die  Rentenversicherung abgezogen. Grob überschlagen kommen so Abgaben in Höhe von 21% zusammen, wobei die Lohnsteuer noch gar nicht berücksichtigt ist.

Auch Ihr Arbeitgeber zahlt auf Ihr Bruttogehalt obendrauf noch einmal zusätzlich für Sie Beiträge in die Sozialversicherung ein – ungefähr in gleicher Höhe wie das, was bei Ihnen abgezogen wird.

Ein deutscher Arbeitnehmer mit einem Bruttogehalt von 2.500€ brutto erhält also bei ungünstigster Besteuerung netto nur circa 1.750€ ausgezahlt, kostet den Arbeitgeber aber in Summe um die 3.000€. Dieser Zusammenhang sollte bei Gehaltsverhandlungen berücksichtigt werden.

Deutschland ist innerhalb der EU das Land mit den zweithöchsten Sozialabgaben nach Belgien. Dennoch liegt der Durchschnittsverdienst im Jahr 2022 noch im oberen Drittel der EU-Länder.

In Deutschland arbeiten lohnt sich also noch. Im Jahr 2024 lag der durchschnittliche Bruttoverdienst bei 4.323€, was ungefähr 2.750€ netto entspricht. Jedoch sollte man sich bei Gehaltsverhandlungen nicht auf den deutschen Durchschnitt beziehen, da einige wenige Mitarbeiter in Führungspositionen besonders viel verdienen und somit statistische Ausreißer bilden. Aussagekräftiger wäre der Median, der 2024 bei  3.600€ brutto und damit bei circa 2.400€ netto liegt. Für ausländische Arbeitnehmer mit grundlegender Fachkenntnis und Deutschkenntnissen auf B1-Niveau sind Nettoverdienste zwischen 1.800€ – 2.300€ realistisch. Grundsätzlich gilt: Je besser die Deutschkenntnisse und je höherwertiger die berufliche Qualifikation und je länger die Berufserfahrung, desto höher fällt das Gehalt aus.

Die Lohnuntergrenze bildet definitiv der Mindestlohn, der uneingeschränkt für alle Menschen gilt, die in Deutschland tätig werden.

Der Mindestlohn

Im Jahr 2024 liegt der allgemeine Mindestlohn bei 12,41€ brutto pro Stunde. Damit kommt man als kinderloser Single monatlich auf ca. 1.560€, als Verheirateter in Steuerklasse 3 mit zwei Kindern auf circa 1.710€. Am ersten Januar 2025 wird er auf 12,82€ pro Stunde ansteigen.

Unabhängig vom allgemeinen Mindestlohn gibt es in Deutschland zahlreiche Branchenmindestlöhne, die für alle Arbeitgeber verbindlich sind. So erhalten beispielsweise Beschäftigte von Leiharbeitsfirmen, Reinigungskräfte mindestens 13,50€ pro Stunde und ungelernte Pflegekräfte sogar 15,50€ pro Stunde (ab 01.05.2024).

Der Mindestlohn kann darf auch nicht durch einen Stücklohn umgangen werden.

Schlaue Verdienstmodelle

Ihr Nettogehalt können Sie durch sozialversicherungs- und steuerfreie Bezüge, wie z.B. durch den Verpflegungsmehraufwand effektiv aufbessern. Bei einer Dienstreise und  Überschreitung der Arbeitszeit von 8 Stunden kann Ihnen der Arbeitgeber einen Verpflegungsmehraufwand in Höhe von 14€ pro Tag auszahlen, wenn Sie auswärtig übernachten sogar 28€. Bei 10 Montage-Tagen sowie einem Anreise- und einem Abreisetag kommen Sie so leicht auf 304€ Extra-Einnahmen, wenn Sie es schaffen, sich unterwegs sparsam zu verpflegen. Auch die freiwillige Inflationsprämie, die manche Unternehmen in Raten aufgeteilt an ihre Mitarbeiter auszahlen, ist sozialversicherungs- und lohnsteuerbefreit. Bis Ende 2024 können insgesamt 3.000€ an einen Mitarbeiter Inflationsprämie ausgezahlt werden. Folglich kann der Nettoverdienst auch noch einmal mit einer monatlichen Inflationsprämie aufgepeppt werden. Weiterhin können einem Mitarbeiter monatlich Sachbezüge in Höhe von 50€ steuer- und sozialversicherungsfrei gewähren, z.B. in Form eines Einkaufsgutscheins.

Achten Sie also bei den Gehaltsverhandlungen besonders auf Verpflegungsmehraufwand, Sachbezüge und Prämien, da diese im Zweifelsfall einen großen Unterschied bei Ihrem Nettoverdienst machen können.

Die Lohnabrechung

Bei Aufnahme Ihrer Beschäftigung erhalten Sie von Ihrem Arbeitgeber eine Meldebestätigung zur Sozialversicherung. Weiterhin erhalten Sie monatlich eine Lohnabrechnung, aus der Ihnen ersichtlich wird, welche Sozialabgaben und welche Lohnsteuer im vergangenen bzw. laufenden Monat abgeführt wurde. Prüfen Sie vor allem die Anzahl der angegebenen Arbeitsstunden und Ihr Bruttogehalt auf Plausibilität. Die Lohnabrechnungen, spätere jährliche Lohnsteuerbescheinigungen und die Meldebestätigung zur Sozialversicherung müssen Sie sorgfältig aufbewahren.

Eine Probeabrechnung können Sie hier vornehmen.

Mehr Informationen zur Steuerklasse finden Sie hier.

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